Beim Berufsorientierungstag informieren sich Siebt-, Acht- und Neuntklässler über vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten
Rund 70 bis 80 Prozent aller Schüler, die die Längenfeldschule mit dem Hauptschulabschluss oder der Mittleren Reife verlassen, beginnen eine Ausbildung, schätzt Schulleiter Udo Simmendinger. Die Jungen bevorzugen dabei technische Berufe, die Mädchen eher soziale, so der Schulleiter. Weil überall Fachkräfte fehlen, gehen Betriebe seit einiger Zeit offensiv in die Werbung um Nachwuchs. So haben sich 31 auszubildende Unternehmen oder Organisationen jetzt den siebten, achten und neunten Klassen der Längenfeldschule, der Hermann-Gmeiner-Schule und der gewerblichen Schule beim Berufsorientierungstag vorgestellt.
Die Spedition Denkinger war mit einem Lkw und Begleitfahrzeug gekommen, gesucht wird Nachwuchs für Berufskraftfahrer, Lagerlogistiker, Fachinformatiker und Fachlagerlogistiker, sagte Sandra Locher. Gewonnen werden viele über Betriebspraktika, obwohl das für den Betrieb viel Arbeit bedeutet, so Locher. Ins Auge fallen im Ganztagsgebäude die drei Zimmermänner von Gapp in Öpfingen und Hagenmüller & Aierstock in Erbach in ihrer Kluft. „Mathekenntnisse, Schwindelfreiheit, räumliches Denken sind die Voraussetzungen. Zimmermann ist nichts für Hohlköpfe“, sagte Dominik Maier von Gapp, der gerne Zeit investiert, um gute Lehrlinge zu finden. Die Drohne, mit der Zimmerleute Dächer kontrollieren, faszinierte alle, die am Stand vorbeischauten.
Die Deutsche Bundesbahn, das Finanzamt, sie alle haben Nachwuchsprobleme. Besonders fehlen gute Kräfte am Bau, sagte Martin Renz vom Bildungszentrum Bau: „Wir haben immer Geschäft, bei uns verdient man gut und kann es mit der dualen Ausbildung weit bringen.“
Bei ihm gibt es immer etwas zum Anfassen, in der Längenfeldschule war es ein Nagelspiel. Maxim war mit Eifer bei der Sache, Elektroniker will er werden, „aber vielleicht auch etwas auf dem Bau“, meinte er. Beim Küchenzentrum Obermarchtal werden jedes Jahr zwei bis drei Lehrlinge eingestellt. „Besonders Holzmechaniker, die Küchen montieren, suchen wir“, sagte Sabine Majer. Wer bei Etimex in Rottenacker lernt, hat die Garantie, dass er übernommen wird, erklärte Personalchef Sebastian Unmuth. Ahmet aus Wiblingen ist über Mund-zu-Mund Propaganda zu Etimex gekommen, es gefällt ihm gut dort, die lange Anfahrt macht ihm nichts. Blank aus Riedlingen, die Stadt Ehingen, das Rote Kreuz, Optiker Fielmann, das Kloster Untermarchtal, Sappi, die Bergbrauerei - sie alle werben um Nachwuchs.
Die Organisation des Berufsorientierungstages lag in der Hand von Zehra Sanata, die in der Längenfeldschule für Berufskoordination zuständig ist. Froh ist sie, dass so viele Firmen und Organisationen gekommen sind. Auch Sozialbürgermeister Tobias Huber war vor Ort, um sich ein Bild zu machen. „Zwölf Monate für mehr Menschlichkeit“ lautet der Werbespruch der St. Elisabeth Stiftung für ein soziales Jahr, das viele nach der Schule gern einschieben, um sich Zeit für die Berufsfindung zu gönnen. Im Schulgebäude selbst sind Möbel Borst, die Polizei und Bottenschein vertreten. Die Strohhüte, die viele der Schüler trugen, gab es am Stand der BayWa.
Eine Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker ist sehr beliebt bei Jungen, Fachlageristen werden dort gesucht. Aber auch Kaufleute für den Groß- und Außenhandel, sagte Sarah Benz: „Das ist eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit.“ Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen beim Forst ist gut, auch bei Frauen, meinte Hein Hauler vom Forst Baden-Württemberg: „Wir arbeiten bei jeder Witterung in der Natur und für die Natur. Die Holzproduktion ist nachhaltig, wir schlagen nicht mehr um als nachwächst.“ Fasziniert schraubte Jonas am Stand von Mundal Mundingen an den Teilen des Metallbaukastens, den Geschäftsführer Bernd Schilling mitgebracht hatte. Jonas hilft oft und gern bei technischen Arbeiten seinem Opa, Papa und dem Onkel. Schilling würde ihn sofort einstellen. Auch die Mädels, die vorbeischauten, waren begeistert von dem Metallbaukasten, doch ihre Berufswünsche gehen in eine andere Richtung. Lucija will Floristin werden. Kässbohrer aus Laupheim, Liebherr, Tries und sogar die Stadt Ulm warben in der Längenfeldschule um Nachwuchs.
Schwäbische Zeitung 03.12.2022 / Fotos Körner